Die meisten Websites und Ratgeber setzen an dem Punkt an, wenn man bereits die Entscheidung getroffen hat, eine Katze aufzunehmen oder seinem Kind eine Katze zu schenken. Dann wird man mit praktischen Ratschlägen und Tipps unterstützt, die u.a. die Fragen behandeln, worauf man beim Kauf einer Katze achten sollte (sofern man sie nicht aus dem Tierheim holt), welche Grundausstattung man benötigt, usw.
Ich werde mich diesem Thema ebenfalls widmen, möchte mit diesem Artikel aber früher ansetzen, nämlich bei der Frage, ob man überhaupt eine Katze aufnehmen kann und will.
Tierhaarallergie – bist Du sicher, dass Du nicht allergisch bist?
Leider liest man in Kleinanzeigen oder Tiervergabebörsen immer wieder den Satz „Haustier aufgrund einer Allergie abzugeben“. Die Leute schaffen sich oft eine Katze an, ohne zu wissen ob sie oder ein Familienmitglied an einer Allergie leiden.
Bevor man ein Haustier aufnimmt, sollte man dies aber unbedingt abklären. Denn wenn man das Tier erst mal hat, kann es mitunter schwierig sein schnell einen guten Ersatzplatz zu finden. Außerdem sollte man immer bedenken, dass der Umzug in ein neues Zuhause für das Tier einen unglaublichen Stress bedeutet. Wenn man die Katze dann nach wenigen Wochen wieder an einen neuen Besitzer weitergeben muss, kann dies bei dem Tier zu einem zunehmenden Vertrauensverlust führen und aus einer zutraulichen, neugierigen Katze ein scheues, ängstliches Wesen machen. Es bietet sich also an, vor der Aufnahme eines Tieres alle Familienmitglieder testen zu lassen, um sich und der Katze böse Überraschungen zu ersparen.
Katzen sind pflegeleicht – stimmt das wirklich?
Wenn man einem Laien die Frage stellt, ob ein Hund oder eine Katze mehr Arbeit macht, antworten die meisten Leute instinktiv „Der Hund macht mehr Arbeit“. Wenn man weiter fragt, warum sie so denken, kommen Sätze wie „Mit dem Hund muss man Gassi gehen, man muss ihn erziehen, man muss mit ihm spielen und man muss ihn pflegen. Eine Katze muss man nur füttern, spielen tut sie alleine und die meiste Zeit schläft die doch sowieso“.
Was die meisten Leute verkennen: genau die gleichen „Arbeiten“ wie bei einem Hund, fallen auch bei einer
Katze an. Ok, Gassi muss man mit ihr nicht gehen, das will ich gerne zugeben. Aber, alle anderen Dinge müssen bei einer Katze auch getan werden, es reicht bei weitem nicht aus der Katze eine volle Futterschüssel hinzustellen und einmal am Tag das Katzenklo zu reinigen.
Katzen sind intelligente, verspielte Wesen und möchten entsprechend körperlich und geistig ausgelastet
sein. Je mehr sich die Katze langweilt, desto höher ist somit die Wahrscheinlichkeit, dass sie Dummheiten macht. Die Bezugsperson sollte also einkalkulieren, dass eine Katze 1-2 Stunden pro Tag beschäftigt werden will. Die Zeit muss natürlich nicht an einem Stück aufgebracht werden, im Gegenteil. Oft sind kleine Spieleinheiten pro Tag sinnvoller.
Das Katzenklo sollte mindestens einmal täglich gereinigt werden, dankbarer ist die Katze sicherlich, wenn
dies mehrmals täglich geschieht.
Die Fütterung stellt natürlich keinen großen Zeitfresser dar, dafür geht umso mehr Zeit für die Erziehung drauf.
Gerade wer sich Babykatzen anschafft, muss sich darüber im Klaren sein, dass es sehr viel Zeit und Geduld erfordert, das Tier zu erziehen. Ja, Katzen sind durchaus erziehbar, wenn man die nötige Konsequenz hat. Denn Katzen sind nicht nur intelligent, sondern auch ausgesprochen stur und wenn sie sich mal in den Kopf gesetzt haben, den Esstisch zum „sonnenbaden“ zu benutzen, lassen sie sich erst mal nicht davon abbringen. Um hier Erfolge zu erzielen, muss man also das entsprechende Durchhaltevermögen mitbringen.
Katzen kann man ruhig alleine lassen
Auch das ist ein weit verbreiteter Irrglaube, denn Katzen mögen es genauso wenig wie Hunde, lange Zeit alleine zu sein. Wer also eine Katze aufnehmen möchte, sollte sich genau überlegen wie viel Zeit er für das Tier hat. In diesem Punkt bieten Hunde einen entscheidenden Vorteil, denn viele Arbeitgeber tolerieren, wenn ihr Mitarbeiter den Hund mit zur Arbeit bringt.
Wer also 8-10 Stunden arbeitet und dann noch gerne mit den Kollegen ein Feierabendbier genießt, sollte evtl. durch rechnen wie viel Zeit er wirklich in den eigenen vier Wänden verbringt und was das für sein Haustier mitunter bedeuten kann.
Natürlich muss man nicht 24 Stunden am Tag Zuhause sein um eine Katze halten zu können. Aber die Mischung aus An- und Abwesenheiten sollte sich die Waage halten. Wer unter der Woche nur im Büro ist
und dann sein Wochenende verständlicherweise ausschließlich außerhalb der Wohnung verbringt, muss sich einfach die Frage gefallen lassen, ob ein Haustier (egal welcher Art) nicht zu viel alleine ist.
Katzen braucht man nicht pflegen, das tun sie selbst
Bis zu einem gewissen Grad stimmt das natürlich. Katzen sind sehr reinliche Tiere und halten sich größtenteils selbst sauber. Dennoch muss die Katze ab und an unterstützt werden.
Gerade im Frühjahr, wenn sich die Katze im
Fellwechsel befindet, muss sie mehrmals in der Woche ausgiebig gebürstet werden, damit die losen Härchen aus dem Fell entfernt werden.
Je öfter und intensiver man das Tier bürstet, desto weniger Haare landen im Magen der Katze und natürlich auf dem Boden, den Möbeln oder schweben in der Luft herum. Somit sollte man mindestens 1-2 Stunden pro Woche in die Fellpflege investieren. Ebenso müssen die Ohren gelegentlich gereinigt werden, dies schafft die Katze mitunter nicht immer alleine.
Katzen machen keinen Dreck
Natürlich tragen Katzen, die nur in der Wohnung leben, keinen Dreck ins Haus, so wie beispielsweise ein Hund. Aber, Katzen tragen Katzenstreu an den Pfoten aus dem Klo und verteilen dieses mitunter meterweit in der Wohnung. Außerdem kann es schon mal vorkommen, dass der eine oder andere Haarballen unter einem Möbelstück ausgewürgt wird und die herumliegenden Katzenhaare sollte man auch nicht unterschätzen. Dazu kommen natürlich noch die Eigenheiten, die jedes Tier an sich hat, manche Katzen zerfetzen gerne Papier und verteilen es gleichmäßig in der ganzen Wohnung, andere spielen gerne mit der Klorolle oder suchen sich andere „Spielzeuge“ um ihrem Besitzer eine Überraschung zu bescheren,
wenn er von der Arbeit nach Hause kommt.
Der Putzaufwand in einem Haushalt mit Tier erhöht sich also in jedem Fall, ganz egal ob der Hund mit
erdigen Pfoten über den Teppich läuft, oder der Katze ein Missgeschick im Katzenklo passiert ist und nun braune Pfotenabdrücke den Badboden zieren.
Katzen kosten kaum Geld
Ob eine Katze oder ein Hund im Unterhalt teurer ist, wage ich ehrlich gesagt nicht zu bemessen, da ich noch nie einen Hund gehalten habe. Fakt ist aber, dass eine Katze natürlich Geld kostet und dieses im Budget eingeplant werden muss. Eine Katze muss fressen, braucht Katzenstreu, das eine oder andere Spielzeug, Kratzmöglichkeiten (in Form eines Kratzbaums, Kratzmatten o.ä.) und natürlich muss das Tier auch ab und zu zum Tierarzt.
Speziell die Tierarztbesuche sind schwer zu kalkulieren, denn ob eine Katze oft oder selten zum Tierarzt muss, kann man natürlich nicht vorhersagen. Aber auch wenn das Tier rundum gesund ist, sollte man einmal im Jahr zum „Gesundheitscheck“ beim Tierarzt vorbei schauen.
Katzen brauchen wenig Platz
Ist das wirklich so? Grundlegend braucht man keine 100m² um einer Katze ein schönes Zuhause bieten zu können. Aber, mehr als ein Zimmer sollte es dann schon sein.
Ich wohne in einer 44m² Wohnung, die aus zwei Zimmern, einer offenen Küche, einem Bad und separatem WC besteht. Zusätzlich habe ich noch einen kleinen Balkon.
Und trotzdem muss ich zugeben, dass mir meine Katze manchmal gewaltig auf die Nerven geht, wenn sie wie eine Wahnsinnige über die Möbel tobt oder den Kratzbaum hoch und runter jagt. Vor allem, wenn man einen intensiven Arbeitstag hinter sich hat, kann so ein kleiner Wirbelwind schon mal zur Geduldsprobe werden. Aber, bei zwei Zimmern kann man einfach die Tür hinter sich schließen und ein paar Minuten durchatmen, wenn einem die eigene Katze zu anstrengend wird. Somit sollte man darauf achten, ob für einen selbst und auch für die Katze genug Rückzugsmöglichkeiten in der eigenen Wohnung vorhanden sind, denn sonst kann das Miteinander recht schnell in gehörigen Stress ausarten.
Auch Katzen schätzen es, wenn sie selbst entscheiden können ob sie in der Nähe ihres Menschen sein möchten oder nicht.
Folgende Fragen sollen als Entscheidungshilfe dienen ob es sinnvoll ist eine Katze aufzunehmen oder nicht:
Bin ich absolut sicher, dass weder bei mir noch bei einem Familienmitglied eine Tierhaar-Allergie
vorhanden ist? Sind alle Familienmitglieder negativ getestet worden?
Kann ich mir eine Katze finanziell leisten (ausgehend davon, dass eine Katze ca. 40-50€ an Mehrkosten
verursacht)?
Wie viele Stunden am Tag kann ich mit meiner Katze zusammen sein (abgesehen von der Zeit in der ich
schlafe)?
Wie viel Zeit kann ich in gemeinsame Aktivitäten (spielen, kuscheln, Fellpflege, etc.) investieren?
Ist meine Wohnung groß genug? (Es sollten zumindest zwei separate Zimmer vorhanden sein)
Habe ich einen ruhigen, geschützten Platz für das Katzenklo (z.B. eine Ecke im Bad oder im WC) und die Futterstelle (z.B. eine Ecke unter einer Arbeitsfläche)?
Kann ich meiner Katze genug Rückzugspunkte bieten?
Möchte ich die Verantwortung für ein Tier für die nächsten Jahre übernehmen? (Katzen können bis zu 20 Jahre alt werden. Der Durchschnitt liegt bei 14-15 Jahren)
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