Du hast Dich entschieden einem Kätzchen ein neues Zuhause zu schenken, allerdings stellen sich nun weitere Fragen:
Jungtier oder erwachsene Katze – welches Tier passt zu mir?
Diese Frage zu beantworten ist schwierig und hängt vermutlich davon ab ob und welche Erfahrungen man bisher mit Katzen gemacht hat und wie viele Katzen man sich zulegen möchte.
Für mich war ursprünglich klar, ein erwachsenes Tier zu nehmen, welches bereits durch vorangegangene Einzelhaltung „verdorben“ wurde. Da ich grundlegend der Meinung bin, man sollte vor allem Kitten nicht alleine halten (wobei es hier auf die individuelle Situation ankommt), stand ein Jungtier erstmal nicht zur Diskussion.
Zu Campino bin ich dann gekommen, weil eine gute Bekannte, mich gebeten hat, mir ein Kitten anzusehen. Sie erzählte mir, dass es durch seine Geschwister gemobbt würde. Der Züchter war deshalb dringend auf der Suche nach einem guten Platz. Ich war erst skeptisch, ließ mich aber überreden, zumindest einen Besuch zu machen. Als ich Campino dann sah, war ich sofort verliebt. Aber der Verstand sagte mir, auf keinen Fall ein Kitten aufzunehmen, weil ich diesem keine Einzelhaltung zumuten wollte.
Ich führte dann ein langes Gespräch mit dem Züchter, der mir sagte, er hätte sechs Kitten im Wurf. Diese sollten ursprünglich paarweise abgegeben werden. Campino wurde aber relativ bald von ihren Geschwistern so gemobbt, dass er sie unbedingt alleine vermitteln wollte. Für mich sah der Zwerg auch nicht wie ein normales, fröhliches Kitten aus. Sie war ständig auf der Hut, hielt sich von der Gruppe fern und versuchte sich möglichst „unsichtbar“ zu machen. Ich besuchte Campino mehrmals, spielte und kuschelte mit ihr. Irgendwann sagte ich dem Züchter, ich würde sie gerne mit einem Geschwisterchen aufnehmen.
Der Züchter antwortete, er würde sie mir nur alleine geben. Für mich war klar, dass der Züchter wirklich an Campinos Wohlergehen interessiert war. Schließlich hätte er an mir doppelt verdienen können, wäre er auf meinen Vorschlag eingegangen. Somit zog Campino alleine zu mir.
Allerdings zog ich zwei Katzentrainer hinzu, die Campino zu unterschiedlichen Zeitpunkten begutachteten. Ich sagte ihnen, ich würde über eine Vergesellschaftung nachdenken. Beide rieten mir, nach einem mehrstündigen Besuch und einem entsprechend langen Gespräch, davon ab. Sie waren der Meinung, ich würde Campino dadurch mehr schaden als nützen. Durch das frühe Mobbing ihrer Geschwister wurde sie leider „fehl geprägt“ und zeigt somit große Angst vor ihren Artgenossen. Von daher war die Entscheidung, sie alleine zu halten, in diesem Einzelfall absolut richtig.
Generell sollte man allerdings genau überlegen, welches Tier wirklich zu einem passt. Junge Katzen sollten, im Normalfall, zumindest zu zweit gehalten werden, das bedeutet dann allerdings auch doppelte Erziehungsarbeit.
Erwachsene Katzen kann man, sofern sie z.B. durch falsche Haltung bereits „fehl geprägt“ sind, auch alleine halten, diese Tiere werden dann meist schon vom Tierheim entsprechend inseriert und nur in Einzelhaltung vergeben.
Erwachsene Tiere sind meist charakterlich schon gefestigter und oft auch schon gut sozialisiert. Mitunter können sie aber auch gewisse Traumata mit sich herum tragen, darauf wird man aber oft von den Tierheimmitarbeitern hingewiesen, und Problemkatzen werden eigentlich auch nur an erfahrene Katzenhalter vergeben.
Hier muss man sich einfach dessen bewusst sein, dass es mitunter starke Nerven braucht, um bei der Erziehung nicht die Geduld zu verlieren, denn so wie Kinder haben auch Katzen immer den längeren Atem.
Lieber eine Haus- oder eine Rassekatze?
Als ich ein Kind war, war unsere erste Familienkatze eine Siamkatze, von dieser Rasse bin ich bis heute sehr begeistert. Ich habe mich aber sehr schnell gegen diese Rasse entschieden, weil orientalische Katzen ziemlich viel Aufmerksamkeit benötigen. Einerseits wollen Siamkatzen ständig im Mittelpunkt stehen und andererseits wollen sie geistig ordentlich gefordert werden, weil sie sehr intelligent sind. Ich wusste einfach, dass ich einer Siamkatze nicht den Lebensraum bieten kann, den sie benötigt und konzentrierte mich bei meiner Suche somit auf Katzen aus dem Tierschutz.
Als sich dann herauskristallisierte, dass Campino ein potentieller Kandidat für mich wäre, beschäftigte ich mich erstmals mit der Kartäuser Katze. Optisch gefiel sie mir schon mal ganz gut, aber dieser Punkt war für mich das unwesentlichste Entscheidungskriterium. Ich unterhielt mich also ausführlich mit dem Züchter und las einige Artikel über die Kartäuser, eh ich mich dann entschied, Campino aufzunehmen. Wichtig war mir, u.a. auch, dass die Katze, die ich aufnehmen wollte, nie Freigang hatte, sodass sie sich nicht umstellen müsste, wenn sie plötzlich nur noch in der Wohnung gehalten wird. Ich wollte diese Umstellung einer Katze nicht antun, weil ich denke, dass eine Katze nie so richtig akzeptiert, dass sie nicht mehr ins Freie darf, wenn sie das vielleicht jahrelang gewöhnt war.
Mir gefiel an der Kartäuser-Katze sehr gut, dass sie so ein ruhiges Naturell hat und sich sehr gut an ihre Umgebung anpassen kann. Da Campino die ersten 12 Wochen ihres Lebens ausschließlich in einer Wohnung verbracht hat, bestand auch nicht die Gefahr, dass sie sich einen Fluchttunnel graben würde, um ins Freie zu gelangen.
Man sollte also bei der Wahl des richtigen Tieres immer bedenken, welchen Lebensraum man ihm bieten kann. Hauskatzen sind da oft die pflegeleichteren Tiere und die Mitarbeiter im Tierschutz wissen eigentlich ziemlich genau, ob das Tier vergesellschaftet werden kann und ob es Freigang benötigt.
Bei einer Rassekatze sollte man nicht ausschließlich nach der Optik oder den persönlichen Vorlieben gehen. Manche Rassen benötigen besonders viel Platz, weil sie sehr bewegungsfreudig sind, andere müssen viel geistig gefordert werden. Wieder andere sind eher gemütlich und mit „normalen“ Spieleinheiten und Kuschelstunden auf dem Sofa bereits komplett zufrieden. Von daher sollte man nicht nur nach einem seriösen Züchter Ausschau halten. Sondern man sollte auch viel über die gewünschte Rasse lesen, um festzustellen, ob man die Anforderungen des Tieres wirklich erfüllen kann.
Wo kann ich mich nach einem Kätzchen umsehen?:
Die Inserate stammen sowohl von Züchtern und Privatpersonen, als auch von Hilfsorganisationen.
Eine weitere gute Möglichkeit ist „willhaben“, hier gibt es eine eigene Haustier-Rubrik und man kann schon anhand von Fotos einen ersten Eindruck gewinnen. Auch die Veterinäruni Wien (VedMed) bietet eine Tiervergabe an, in erster Linie handelt es sich um Fundkatzen die verletzt in die Klinik gebracht wurden und keinen Besitzer (mehr) haben.
Und natürlich gibt es auch in Wien ein Tierheim, in dem genug Katzen auf ein neues Zuhause warten.
- Wie sehen die Fotos aus, wirken die Tiere gesund und gepflegt?
- Sind die Fotos vor einem weißen Hintergrund und wirken dadurch eher „gestellt“ oder sind die Tiere in alltäglichen Situationen (beim spielen, schlafen, etc.) aufgenommen?
- Wird im Inserat etwas über das Tier erzählt, beispielsweise über den Charakter, Eigenheiten, Marotten?
- Gibt der Züchter/die Vergabestelle an, wie das Tier abgegeben wird (entwurmt, geimpft, entfloht, mit Papieren)?
Ein Kätzchen von einem Züchter/von einer Privatperson oder doch aus dem Tierheim? Worauf sollte ich achten?
Züchter/private Anbieter:
Anbieter die die Tiere zum Interessenten nach Hause bringen wollen, sind mit Vorsicht zu genießen.
Du solltest immer bedenken, dass Du nichts über den Anbieter und das Tier weißt. Du kannst nicht einschätzen wie es gehalten wurde, ob es sozialisiert ist und in welchen Umständen das Kätzchen gelebt hat oder leben musste.
Riecht es stark nach Ammoniak, dem typischen Begleitgeruch von Katzenurin?
nicht einmal von ihren Bezugspersonen und sind panisch unter den Möbeln verschwunden. Ich habe mich auf eine Anzeige dieser „Tierschützerin“ gemeldet, weil diese angeblich Pflegekatzen abzugeben hatte.
In Wahrheit hatte sie aber nur ein Katzenpärchen, und einen Wurf Kitten, die definitiv nicht aus dem Tierschutz stammten. Die Tiere wirkten kaum sozialisiert, das Muttertier sah aus, als würde es als Zuchtmaschine missbraucht und bettelte um Streicheleinheiten.
Auf mich wirkte die Katze vollkommen abgewirtschaftet (das Fell war stumpf und hing herunter, die Augen waren verklebt, das Tier wirkte sehr mager). Wie eine Zuchtmaschine, die nur dazu gedacht war Kitten in die Welt zu setzen, damit diese dann teuer verkauft werden konnten.
Tierheim/Hilfsorganisation:
Manche Hilfsorganisationen bestehen sogar darauf, die Wohnung des Interessenten vorab zu begehen. Erst danach entscheidet die Organisation ob sie ein Tier an die Person vermitteln. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich meist um die Kastration der Tiere keine Gedanken machen muss. Diese wurde meistens bereits vom Tierheim/der Organisation vorgenommen. Somit hat man nur einen Unkostenbeitrag bzw. eine Schutzgebühr zu bezahlen.
Die Gebühr soll verhindern, dass jemand aus einer Laune heraus eine Katze aufnimmt und diese dann nach wenigen Tagen oder Wochen zurück bringt oder, noch schlimmer, einfach auf der Strasse aussetzt. Außerdem ist die Tierschutzorganisation ja auch in Vorleistung getreten, für den Tierarzt, ggf. die Kastration, Futter, Unterbringung, usw. Mit der Gebühr decken die Organisationen zumindest einen kleinen Teil ihrer Unkosten.
Woran erkenne ich einen seriösen Züchter?
Ein guter Züchter kennt seine Kitten und kann Dir zu jedem Tier sagen welche Eigenschaften und Marotten es hat.
Züchter oder Anbieter die ihre Kätzchen schon mit 6, 8 oder 10 Wochen abgeben, wollen meist aus ihren Tieren nur Profit schlagen. Darauf sollte man sich keinesfalls einlassen. Außerdem wird der Züchter auch nach der Übernahme durch einen neuen Besitzer mit Rat und Tat zur Seite stehen, falls dieser Schwierigkeiten mit seinem neuen Tier hat.
Eine Katze oder darf’s doch ein bisschen mehr sein?
Ich habe ja bereits erklärt, unter welchen Umständen Campino bei mir gelandet ist und warum die Entscheidung, sie alleine zu halten, in ihrem Fall richtig war. Dennoch hätte ich mich, hätten mir beispielsweise die Katzentrainer zu einer Vergesellschaftung geraten, ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt und es sicherlich auch, mit professioneller Hilfe, durchgeführt. Auch wenn ich mit einem Tiger glücklich und zufrieden bin, am Ende ist für mich ausschlaggebend, was für Campino am Besten ist.
Aus diesem Grund stehe ich auch weiterhin mit der Katzentrainerin in Kontakt und werde Campino weiterhin regelmäßig begutachten lassen.
Es kommt generell einfach sehr stark darauf an, welche Vorgeschichte die Katze hat und welche Erfahrungen sie in ihrem bisherigen Leben gemacht hat. Anhand dieser Kriterien sollte dann entschieden werden, ob das Tier alleine gehalten werden sollte oder nicht.
Im Tierheim wird meistens schon vorab beobachtet, ob eine Katze mit Artgenossen klar kommt oder nicht. Diese Tiere werden dann ggf. bereits als „Einzelkatzen“ inseriert und vermittelt.
Generell sollte man sich aber auch immer vor Augen halten, dass der Altersabstand der einzelnen Tiere nicht zu groß sein sollte. Eine erwachsene Katze hat ganz andere Bedürfnisse als ein Kitten. Es ist also nicht damit getan, zu einem Tier, das vielleicht schon 5 oder 6 Jahre alt ist, ein Kitten zu setzen. Denn das Kitten wird der erwachsenen Katze vermutlich sehr schnell auf die Nerven gehen, weil es viel mehr Energie hat und anders spielt, als ein ausgewachsenes Tier.
Man sollte also immer darauf achten, Katzen zu halten, die von der Altersstruktur ähnlich sind und deren Charaktere auch gut zusammen passen. Wenn man sich für eine Einzelkatze entscheidet, sollte man sich allerdings im Klaren darüber sein, dass eine Einzelkatze mehr Aufmerksamkeit und Anregungen braucht.
Es ist nicht damit getan jede Woche ein neues Spielzeug in die Wohnung zu legen und zu hoffen, dass sich die Katze alleine beschäftigt. Ein bis zwei Stunden pro Tag sollte der Mensch für das gemeinsame Spiel mit der Katze einkalkulieren, damit sie sich nicht langweilt.
Außerdem sollten reine Wohnungskatzen generell nicht den größten Teil des Tages alleine sein. Wer also nicht das Privileg hat einen Großteil des Tages Zuhause zu arbeiten, sollte auf jeden Fall zwei Katzen
aufnehmen, damit das Tier in der Einzelhaltung nicht vereinsamt.
2 Kommentare
Hi Alexandra,
vielen Dank für den ersten Kommentar auf meinem neuen Blog 🙂
Du hast Recht, Tiere benötigen auf jeden Fall Aufmerksamkeit, man muss sich also genau überlegen ob man die Zeit hat, sich mit einem Tier zu beschäftigen. Generell hat man hier aber mit Katzen die besseren Karten, denn einen Hund muss man regelmäßig Gassi führen, Katzen kann man schon mal ein paar Stunden alleine lassen. Wenn man aber regelmäßig lange Zeit weg ist (z.B. 5x in der Woche den ganzen Tag) sollte man unbedingt zwei Katzen aufnehmen, eine Katze würde sonst vereinsamen und man muss dann am Abend mehr tun (mit den Katzen spielen, Fellpflege betreiben, etc.).
Ich finde gut, dass Du Dir vorab solche Gedanken machst, meist tun das die Leute leider erst dann, wenn sie das Tier bereits aufgenommen haben.
Und, es ist auch sehr gut, wenn sich Tierschutzorganisationen vorher den neuen Lebensraum ansehen, bevor sie ihre Schützlinge abgeben. Die privaten Tierschutzorganisationen tun das meist auch bei Katzen, die Mitarbeiter schauen sich die Wohnung vorab an und weisen den neuen Halter darauf hin, was er alles in der Wohnung verändern muss (z.B. Schutzvorrichtungen für Fenster und Balkon anbringen) bevor die Katze einziehen darf.
Tierheime können diesen "Service" leider oft aus Kostengründen und Personalmangel nicht leisten, dennoch versuchen sie im Allgemeinen den Interessenten genau zu "durchleuchten", damit das Tier wirklich in gute Hände kommt.
Servus Alexandra,
durch ein Missgeschick wurde Dein Kommentar leider gelöscht. Ich stelle ihn somit hiermit noch einmal online:
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Sehr informativer Post! Ich wollte mal eine Zeit lang eine Katze haben, tendiere momentan aber eher doch zu Hund… Naja, die Frage stellt sich eigentlich gar nicht, da meine Eltern keine Tiere mehr möchten, weil sie nicht viel zuhause sind und Tiere ja auch Aufmerksamkeit benötigen, egal wie selbstständig sie sind.
Ich weiß auch noch, als wir früher Meerschweinchen hatten, irgendwer von der Hilfsorganisation aus der wir sie geholt haben, ist erst zu uns gekommen und hat sich die Wohnung angeschaut und wollte sehen, ob wir einen Garten haben und wenn ja, was für einen.
Beim zweiten Treffen durften wir die beiden dann erst abholen, haben dann auch noch Informationen über den Vorbesitzer, die Umstände, weshalb sie im Tierheim sind, usw. bekommen, es wurde uns auch gesagt, wir sollten diese beiden zusammen nehmen, einen alleine "verkaufen" sie nur ungern, da Meerschweinchen zu zweit sein müssen, auch waren diese beiden sehr scheu (aufgrund des Vorbesitzers) und zumindest das Weibchen hat sich nur schwer an andere Tiere gewöhnt. Und da diese beiden schon "Freunde" waren, sollte man die dann zusammen nehmen.
Ich denke so ähnlich würde das auch bei seriösen "Katzenheimen" vonstatten gehen 🙂
Liebe Grüße,
Alexandra von growing-in-self-confidence.blogspot.de